Wie wir vor lauter Minimierung unsere Gesundheit aufs Spiel setzen.
Das Minimalprinzip ist ein ökonomisches Wirtschaftlichkeitsprinzip, das sich auf die Relation von Input und Output bezieht. Beim Minimalprinzip ist das Ergebnis vorgegeben. Der Mitteleinsatz soll so gering wie möglich gehalten sein, um dieses Ziel zu erreichen. Und schon sind wir mittendrin in unserem Gesundheitssystem und damit in den Praxen und Kliniken. Denn während die Patienten und Patientinnen noch immer hoffen, dass das Gesundheitssystem ein menschenorientiertes System sei, in dem Ethik und Idealismus vorherrschen, so ist es doch in Wirklichkeit ein ökonomisches System, das nach wirtschaftlichen Grundsätzen agieren muss.
In einer perfekten Welt …
… wäre das natürlich völlig anders. Ein jeder hätte da Zugang zu bester Medizin, optimaler Versorgung, höchsten technologischen Standards und lebensverbessernder Prävention. Im Idealfall wären alle Leistungen kostenlos – es geht schließlich um Menschenleben, wer will da von Geld sprechen. Oder aber: All die wunderbaren Errungenschaften des medizinischen Fortschritts sollten zumindest mit dem Krankenkassenbeitrag abgegolten sein. Nun leben wir leider nicht in einer Utopie, sondern haben uns – als Staat, als Praxisinhaber:in oder Klinikbetreiber – mit wirtschaftlichen Herausforderungen herumzuschlagen. Kurz gesagt: Eine Klinik oder Praxis ist ein Wirtschaftsunternehmen und muss Geld verdienen! Um dies zu tun, folgt es – mal mehr, mal weniger bewusst – wirtschaftlichen Prinzipien.
Unser Gesundheitssystem in Griff des Minimalprinzips
Nun hat sich unser Staat offenbar für das Minimalprinzip entschieden, zumal es maximale Kontrolle über den Output verspricht. Der ist nämlich vorgegeben. Man möchte meinen, ein Gesundheitssystem, das den Namen zurecht trägt, hätte nur ein Ziel: Volksgesundheit. Au contraire! Denn als Ziel hat sich das System das Überleben des Patienten gesteckt. Immerhin, das ist ja schon mal was und durchaus als gute Nachricht zu betrachten: „Sie werden überleben!“ Dafür, und häufig auch für ein bisschen mehr, wird alles getan. Ein Minimalprinzip eben.
Steigende Kosten. Sinkende Gesundheit.
Wirtschaftlich soll die Leistung sein, notwendig, angemessen und zweckmäßig. Und so deckelt das W.A.N.Z.´sche Minimalprinzip den Output, den Arztpraxen und Kliniken erbringen dürfen. Trotzdem steigen die Kosten dafür Jahr für Jahr. Wie das geschehen kann, versteht keiner so recht. Aber die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Die Ausgaben für Gesundheit in Deutschland betrugen im Jahr 2020 insgesamt 440,6 Milliarden Euro, im Jahr 2019 auf 410,8 Milliarden Euro, im Jahr 2018 waren 390,6 Milliarden Euro – im Jahr 1990 waren es noch schlappe 155,4 Milliarden Euro (Quelle: Statista). Nicht, dass wir alle dadurch viel gesünder wären. Ganz im Gegenteil.
Jeder Zweite chronisch krank
Die Deutschen werden immer dicker. Laut RKI sind zwei Drittel der Männer (67 Prozent) und die Hälfte der Frauen (53 Prozent) übergewichtig. 2019 nahmen rund 30 Prozent aller erwachsenen Bundesbürger ein Medikament ein, rund 15 Prozent (ca. 15 Millionen) dauerhaft drei oder mehr. Außerdem litten im Jahr 2020 über 50 Prozent der Deutschen unter einer chronischen Erkrankung.
Zählt man zu den dadurch verlorenen Lebensjahren die Jahre mit gesundheitlichen Einschränkungen hinzu, so kommen jedes Jahr 25 Millionen »verlorene gesunde Lebensjahre« in Deutschland zusammen. Dies geht aus dem 2020 erschienenen Report »Chronisch krank sein in Deutschland: Zahlen, Fakten und Versorgungserfahrungen« des Instituts für Allgemeinmedizin der Goethe-Universität Frankfurt hervor. Da stimmt doch was nicht!
Wo führt das alles hin?
Sie erinnern sich: Der Output ist eindeutig festgelegt. Der Input muss minimiert werden. Davon können alle Ärzt:innen ein Lied singen, denen schon mal ein fünfstelliger Regress ins Haus flatterte, über ausgezeichnete medizinische Versorgung ihrer Patienten, die sie nicht hätten erbringen dürfen – und die deshalb vom System auch nicht bezahlt wird.
Nun haben wir also bei fix definiertem Output viel zu hohe Kosten. Somit muss gespart werden. Sofort mal an den Leistungen, die noch erbracht werden dürfen. Da wird bei den Kassen gestrichen, was geht. Und natürlich an den „Kostenstellen“, die diese Leistungen erbringen sollen. Das sind die Menschen – auch gern Fixkosten oder Personalkosten genannt. Es geht somit an all jenen Ärzt:innen, dem Pflegepersonal, den nichtärztlichen medizinischen Fachkräften, den Reinigungskräften, dem Verwaltungspersonal und vielen anderen raus, wenn das System auf Sparzwang umstellt. Natürlich muss auch an der Einrichtung, dem Service und allem gespart werden, was das Miteinander angenehm macht.
Wertschöpfung ohne Wertschätzung
Und so applaudieren wir zwar auf Balkonen, wenn eine Pandemie die Helfer an den Rand der Erschöpfung – und darüber hinaus – treibt. Wir monieren aber gleichzeitig, dass wir uns in der Klinik keinesfalls fürsorglich genug betreut fühlen, der Kontakt mit Arzt oder Ärztin gerade mal noch 5 Minuten dauert, die Medizin zur reinen Medikamentenverschreibung verkommt – von der allein die „höchst verdächtige“ Pharmaindustrie profitiert. Womöglich eine „Pharma-Verschwörung“?
Dies hindert uns aber nicht daran, zu unterstellen, dass Ärzte und Ärztinnen allesamt Porsche führen, sie sich Mittwoch nachmittags bevorzugt auf Golfplätzen aufhielten und ansonsten bevorzugt in ihrem Geld schwämmen. Wie sie das unter den Voraussetzungen eines Minimalprinzips genau bewerkstelligten, wird nicht geklärt. Aber Tatsache bleibt, dass niemals ein umsatzversprechender Privatpatient einem Kassenpatienten vorgezogen werden dürfe. Denn das sei ja mehr als unethisch! Nieder mit der Zweiklassengesellschaft in der Medizin.
Das Gesundheitssystem auf dem Weg zur Implosion!
Was passiert nun, wenn ein solches nach dem Minimalprinzip ausgerichtetes System obendrein noch in den Klammergriff des Sparzwangs kommt? Es implodiert! Und das zeigt sich nun ganz deutlich an einem speziellen Phänomen: dem Fachkräftemangel. Denn jeder weiß und spürt es inzwischen: Den Praxen und Kliniken gehen die qualifizierten Menschen aus. Menschen, die sich mit Freude für das Wohl anderer einsetzen. Die hoch verantwortungsvoll dafür sorgen, dass wir „überleben“, wenn es darauf ankommt. Die uns von Schmerz und Pein befreien, unsere Kinder gesund erhalten etc. Die Stütze unserer Gesellschaft – schlicht wegminimiert.
Wer will aktuell seiner Tochter noch raten: „Werde medizinische Fachangestellte, da hast Du super Perspektiven!“ Und was ist mit den Söhnen? Wo sind all die männlichen medizinischen Fachangestellten? Zudem wollen sich immer weniger junge Ärztinnen und Ärzte in eigener Praxis niederlassen. Die MVZ boomen, betrieben von Investorengruppen, die ihren Erfolg meist auf besonders kostspielige Leistungen – gern OPs – ausrichten. Interessanterweise scheitern diese, falls sie scheitern, am Personalmangel. Hinzukommt, dass viele Beschäftigte während Corona ihren Job im Krankenhaus aufgegeben haben. Obendrein geht die Babyboomer-Generation langsam in den Ruhestand und mit ihr eine weitere Vielzahl an erfahrenen Kräften, die dem Gesundheitssystem schmerzlich fehlt.
Die Menschen verlassen das sinke Boot Gesundheitssystem
Es kann nicht sein, dass ein System, das eigentlich dem Wohle der Menschen dienen sollte, auf die Menschen, die in ihm arbeiten, schlichtweg pfeift. Wenn man es mal so salopp ausdrücken möchte. Minimale Gehälter, minimale Perspektiven (einmal MFA – immer MFA), minimale Anerkennung und Wertschätzung speziell für nicht-ärztliche Beschäftigte, und das alles für maximale Verantwortung und geforderte maximale. an Idealismus grenzende, Leistungsbereitschaft.
Da wären wir dann beim beliebten „MiniMax-Prinzip“, von dem zwar viele träumen, das es aber nicht gibt. Denn mit minimalem Input hat sich noch nie maximaler Output ergeben. Ein Seil, das nicht gespannt ist, kann keinen Karren ziehen. Wie bringen wir aber jetzt den „Karren“ Gesundheitssystem trotzdem in Bewegung?
Zeit für einen Paradigmenwechsel
Wie wäre es mit einem Mindshift, einem totalen Umdenken, weg vom Minimalprinzip hin zu einem Maximalprinzip? Im Gegensatz zum Minimalprinzip will das Maximalprinzip den Output maximieren – mit gegebenen Mitteln. Das heißt, Praxisinhaber.innen und Klinikbetreiber sollten in Zukunft versuchen, den höchsten Nutzen für alle Beteiligten herzustellen. Damit leiten sie den völligen Perspektivenschwenk ein. Denn plötzlich steht der maximale Nutzen im Fokus – und nicht länger der minimale Input. Ein Umdenken, das uns weg von den Kosten hin zur Potenzialoptimierung führt – und zwar auf allen Ebenen des Gesundheitssystems.
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Für Praxen und Kliniken heißt das:
Nutzenmaximierung für Patienten, Mitarbeitende, Ärztinnen und Ärzte – und damit auch das Unternehmen. Eine vierfache WIN-WIN-Situation.
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Mehr Umsatz. Nie mehr Fachkräftemangel!
Sie können sich vorstellen, dass ein System, das sich auf den Nutzen und die Wertschätzung aller Beteiligten ausrichtet, auch deutlich höhere Umsätze erzielen kann, als ein System, das im Sparzwang festklemmt. Auch Fachkräfte werden sich viel lieber für derart nutzen- und wertschätzungsorientierte Arbeitsplätze entscheiden – zumal die Arbeit selbst mit höchster Sinnhaftigkeit einhergeht! Solche Unternehmen kennen keinen Fachkräftemangel!
Basis für ganzheitliche menschenorientierte Medizin
Durch diesen Mindshift verändert sich auch das Angebot an Medizin – hin zu einem ganzheitlichen Denken. Denn ab sofort müssen sich Praxen und Kliniken nicht mehr allein am wirtschaftlich Notwendigen, Zweckmäßigen, Angemessenen ausrichten, sondern dürfen das Wünschenswerte anbieten. Und zwar Patienten, die bereit sind in ihre eigene Gesundheit zu investieren. Denn auch bei ihnen zeichnet sich durch entsprechende Kommunikation und Aufklärung ein Umdenken ab. Sie sind nicht mehr nur Bittsteller in der Not mit der Hoffnung auf Hilfe, sondern gehen, wo immer es möglich ist, stärker in die Eigenverantwortung für ihre eigene Gesundheit.
Mehr Prävention & Salutogenese
Statt Therapie und Pathogenese werden Prävention und die Salutogenese zu Leitsternen eines neuen Gesundheitssystems bzw. erfolgreicher Praxen und Kliniken, die sich darauf ausrichten, Menschen gesund zu erhalten. Nicht im Sinne von Symptomfreiheit oder Früherkennung, sondern von echter Gesundheit und Gesundheitsförderung bereits ab dem Kindesalter – noch besser bereits ab der Schwangerschaft.
Zufriedenheit als Messwert
Dieses Umdenken auf Patientenseite würde auch das Gesundheitssystem enorm entlasten, zumal viele lebensstilbedingte Zivilisationskrankheiten erst gar nicht mehr auftreten. Praxen würden nicht mehr danach bewertet, wie solide sie den Maßgaben der KV folgen, sondern es gäbe einen Wertschätzungsindex. Wie zufrieden sind Patienten mit der Praxis und mit ihren Leistungen.
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Was wie eine Utopie für das Gesundheitssystem klingt, lässt sich in Praxisunternehmen bereits erfolgreich durchsetzen. Alle unsere Kunden arbeiten nach diesem Maximalprinzip.
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